Mein Engelchen

Mein Engelchen,

Ich durfte 3 Tage deine Mama sein.

Ich durfte dich auf deinen ersten Schritten in deinem Leben begleiten, dich füttern, wickeln, streicheln, massieren, liebkosen und deinen zauberhaften Duft riechen.

Du konntest mir eindeutig und unmissverständlich zu verstehen geben, was du brauchst und was du magst.

Wenn ich mit dir gekuschelt hab, kamst du richtig an meinen Hals gekrochen und hast an mir geschnuffelt. Dann lagen wir einfach stundenlang so da – Körper an Körper – und haben unsere Zweisamkeit genossen.

Wenn Papa da war, haben dir seine Stimme und vor allem seine Streicheleinheiten sehr gefallen, ihm hast du ständig dein Engelslächeln geschenkt.

Du bist perfekt.

Am ersten Tag war es so unwirklich, dich in den Armen zu halten. Auf einmal warst du da.

Wir haben so lange auf dich gewartet und endlich warst du da. Um es zu glauben, haben wir mit dir erzählt, dich und uns geküsst und gehofft, dass es wahr war.

Am 2. Tag konnten wir es so langsam fassen und die Zeit schon richtig genießen.

Wir 3 waren einfach perfekt für einander.

Alles ging, wie von selbst.

Ich hab schon immer einen Moment vor dir gewusst, dass gleich der Hunger einsetzt und alles für dich vorbereitet. Beim Wickeln wurdest du durch die Bewegungen sanft geweckt und dann gab es auch das Fläschchen.

Doch manchmal konnte auch das nicht schnell genug gehen und das hast du mir eindeutig zu verstehen gegeben. ☺️

In meinen oder Papas Armen klappte das Trinken dann wunderbar. Du hast es so schnell gelernt und schliefst dann wieder ganz friedlich bei uns.

In der ersten Nacht durfte ich schon 4 Stunden am Stück schlafen. In der zweiten Nacht dann schon 7 Stunden, mit einer kleinen Trinkpause zwischendurch.

Alles klappte einfach, wie von Zauberhand.

Du und ich – wir waren die pure Harmonie.

Dein Papa und dein großer Bruder vermissten uns so und wir wollten endlich nach Hause.

Auch das Krankenhaus wollte uns auf netter Weise schon loswerden, da wir sie ja nicht brauchten. Du warst kerngesund und zusammen haben wir alles hinbekommen.

Am 3. Tag bin ich ausgeschlafen und glücklich aus dem Bett, um für die Heimreise alles vorzubereiten. An dem Morgen glaubte ich wirklich daran, dass jetzt unser Leben als 4-köpfige Familie beginnt.

Mein Herz schrie schon seit Tagen nach meinem Sohn und ich konnte unser neues Glück 🍀 mit dir im Arm kaum fassen.

Tanzend, wie eine Elfe, hab ich alles vorbereitet, dein Fläschchen, deine Ausgehen-feinen Babysachen, das Bad geräumt, die Tasche gepackt, deine letzten Untersuchungen arrangiert, die Papiere organisiert, um endlich, endlich den langersehnten Weg nach Hause zu gehen:

Dich geputzt im MaxiCosi in der einen Hand und deinen Papa stolz wie Bolle an der anderen Hand 🥹 auf dem Weg zu deinem Brüderchen.

Doch es sollte anders kommen.

Ein weiterer Anruf entriss mir das Herz, lies meinen Körper brennen und zwang mich, dich deiner leiblichen Mutter zurück zu geben.

Sie liebte dich, hatte eine Bindung zu dir aufgebaut und wollte dich zurück.

Nun konnte ich es seit knapp einem Tag wirklich glauben, dass wir zusammen gehören und musste in weiteren 2 Stunden unser größtes Glück wieder hergeben:

Dich, die du so perfekt warst.

Uns beide, die wir eine pure Harmonie waren.

Uns 4, die wir eine glückliche, verrückte und liebevolle Familie hätten werden wollen.

Deiner Mutter fielen 10 Tonnen Last vom Herzen als sie dich gesehen hat. Mich stürzten 10000 Tonnen mehr ins Unglück.

Wir 3 wollten mit dir bei uns pures Glück geben und nun tragen wir 3 ohne dich das Unglück anderer aus.

Ohne dich wieder aufzustehen ist so schwer.

Für meinen Sohn und meinen Mann muss es mir aber bald wieder gelingen.

Ich vermisse dich so.

Ich vermisse dein hübsches Gesichtchen, deinen kleinen, warmen Körper, deinen Geruch, dein Schnuffeln und dein Wesen.

Ich liebe dich einfach.

Du hast mich auch in deinen Bann gezogen und das ist wundervoll.

Genau das verbindet mich auch mit deiner Mutter.

Ich weiss, dass du lebst und das gibt mir Kraft.

Ich weiss, dass sie dich liebt und das kann ich – so schmerzhaft es ist – einfach verstehen.

Ich hoffe, es geht dir gut und dass du ein behütetes Leben haben wirst.

Ich wünsche dir auf deiner Reise alles Glück dieser Welt und unendliche Liebe deiner Familie.

Du bedeutest uns die Welt, wir werden dich ein Leben lang im Herzen tragen.

Doch unsere Begegnung ist für dich bald, wie ein Wimpernschlag.

Vielleicht träumst du noch ein, zwei mal von uns, dann wird die Erinnerung an uns für dich verblassen.

Ich verstehe die Geschehenisse nicht.

Mein Herz ist gebrochen.

Ich tröste mich, dass du lebst und es dir gut geht.

Ich schätze, dass mein Trauma dich vor einem Trauma beschützt. Und das ist gut so.

Ich durfte dich ins Leben begleiten – liebevoll, stark und glücklich – das war meine Aufgabe und die habe ich so gern erfüllt.

Du bist ein Teil von uns und wirst es immer bleiben.

Wir lieben dich.

Wir vermissen dich.

Deine Herzensfamilie

Trennung auf Zeit – ein Liebesbrief

Trennung auf Zeit – ein Liebesbrief

Mein Blick nach vorn ist gleichzeitig sonnig und trüb. Wenn ich dich auf dem Schoß habe, will ich dich nicht mehr loslassen. Ich küsse dich. Ich kuschle mich an dich ran. Du magst die Sicherheit in meinen Armen und dennoch möchtest du gern ausbrechen, die Welt erkunden.

Ich kann dich nicht loslassen. Ich vermisse dich. Ich liebe dich.

Mein Herz schmerzt, wenn ich in die nahe Zukunft schaue. Der Gedanke daran schnürt mir den Hals zu und ich habe Angst, dich zu verlieren. Ich bekomme das Gefühl als würde dich bald jemand stehlen und ich verliere dich für immer.

Dabei besteht keine Gefahr und keinerlei Grund solch ein dramatisches Gefühl zu haben. Ich habe dich und du hast mich. Unser Leben wird sich nur etwas ändern. Wir werden uns entwickeln und eine neue Herausforderung gemeinsam und doch eigenständig meistern müssen. Du gehst deinen Weg und ich gehe meinen. Bis wir uns abends wieder haben.

Wir werden neue Eindrücke sammeln, Menschen kennenlernen, kleine Abenteuer erleben und wachsen. Unser Erlebtes werden wir einander mitteilen. Als Chance wahrnehmen und leben. Wieder für einander da sein, uns gegenseitig stärken und vertrauen.

Ich vertraue dir. Ich glaube an dich. Ich bin für dich da.

Ich freue mich für jede Situation in deinem Leben, die dich lernen lässt. Die dich neugierig macht. Die dich stutzig macht. Und die dich glücklich und stolz macht. Auch, wenn ich auf jede Situation neidisch bin, die dich hat, wenn ich dich nicht haben kann.

Nur bin ich an dieser Stelle nicht wichtig. Du bist wichtig. Ich trete traurig und gern zugleich in den Hintergrund und lass dich gehen, beobachte und fange dich wieder auf, wenn du mich brauchst. Mehr kann ich nicht tun und weniger werde ich nicht tun.

Ich liebe dich und vermisse dich.

Meine Tränen trüben meinen Blick aber mein Lächeln schärft ihn wieder. Du bist mein Grund zu leben, zu wachsen und zu sein.

Ich liebe dich. Deine Mama.

Stillen – Hass oder Liebe?

Ich sitze hier, weil ich so bitterlich weinen musste. Das Stillen bringt mich mal wieder zum Heulen. Ich habe mittlerweile einfach alles durch. Ein schreiendes, hungriges Baby im Wochenbett, weil keine Milch kam. Das Gefühl zu versagen, wenn du nicht genug Muttermilch hast. Das nervige Programm 6 bis 8 Mal am Tag: Baby stillen, zufüttern und abpumpen, um alles am Laufen zu halten. Eine Brustentzündung nach einigen Wochen als ich glaubte, endlich den Dreh rauszuhaben. Die ständige Angst in der Öffentlichkeit oder bei mir zu Hause auf der Couch, Leuten zu nahe zu treten, wenn ich stillen musste. Die genüssliche Freude, wenn ich merkte, dass die Milch reicher wird. Das Bedauern keinen Sport machen zu können, um einen weiteren Milchstau zu verhindern. Und dieses unbeschreiblich, unendlich schöne Gefühl, wenn mein Baby seelenruhig, innig und zufrieden in meinen Armen liegt, um von mir zu trinken.

Mit dem Wissen, dass Stillen das Wichtigste für mein Baby ist, war es für mich keine Frage, es zu probieren und so lange durchzuziehen, wie es eben geht. Doch mittlerweile denke ich mir: „Dieses Stillen ist ein Kampf, den man nur verlieren kann!“ Zu dem Schluss komme ich, weil ich die Stillzeit nun tatsächlich als schönste Zeit für mein Baby und mich empfinde aber gleichzeitig feststellen muss, dass sie doch schon zu Ende geht. Ich habe von Tag zu Tag weniger Milch. Egal, wie viel ich trinke oder esse. Wie viel ich mich bewege oder schone. Diese Tatsache lässt mich erstarren und dann immer zu weinen. Ich realisiere, wie eine Etappe zu Ende geht, über die ich einige Zeit froh war, wenn sie endlich zu Ende ginge. Das Stillen war für mich 6 Monate lang anstrengend. Es hat mir Nerven, Tränen und Schamgefühl abverlangt.

Und doch sitze ich hier und weine. Ich realisiere, dass mein Sohn bald vollständig ohne Muttermilch und damit ohne MICH klarkommen muss – und seien wir ehrlich – klarkommen wird. …Dank HiPP. Es fühlt sich an als wäre mein Baby morgen schon 18 Jahre alt und zöge aus unserem Haus aus. Ich schluchze und bramme hier als würde ich ihn bald nie mehr wieder sehen.

Dieses Wimmern ging schon vor 3 Tagen los. Nachdem ich unseren Kleinen ins Bett gebracht habe, kroch ich zu meinem Mann auf die Couch und bat ihn winselnd, mich in den Arm zu nehmen. Wie ein kleines Mädchen kuschelte ich mich an ihn und versank in seinen Armen, um einfach nur zu brammen. Dicke Kullertränen rollten meine Wangen hinunter und ich schluchzte als gäb´s kein´ Morgen mehr. Er drückte mich ganz lieb und führte mir vor Augen, dass ich den Kleinen doch ganze 6 Monate gestillt habe, was einfach toll ist und ihn so gesund und rund werden ließ.

Das ist aber nicht ganz mein Problem. Mein Problem ist tatsächlich egoistischer Natur. Mir geht es um unsere Nähe und die Bindung, die wir beim Stillen haben. Ohne Stillen habe ich das Gefühl, mein Baby zu verlieren. Und das tut so weh. Dabei war mir immer klar, dass diese Zeit kommen wird. Und ich fand es auch immer in Ordnung. Schließlich möchte ich meinen Körper auch wieder voll und ganz für mich haben, Sport machen, wie es mir beliebt und einfach ich selbst sein. Ich dachte, so ist alles gut.

Aber jetzt ist gar nichts mehr gut. Ich vermisse das Stillen jetzt schon, obwohl es abends und morgens noch klappt. Aber viel schlimmer ist, dass ich mein Baby so vermisse, wenn ich nur daran denke, dass es mit dem Stillen aufhört.

Ich konnte mich an dem Abend nur schwer beruhigen, habe noch ungefähr eine Stunde immer wieder angefangen zu weinen. In den letzten Tagen bin ich öfter traurig, versuche aber mir die Situation nicht unnötig schwer zu machen. Mir hilft, dass ich jede einzige Sekunde, die uns zum Stillen noch bleibt, ganz bewusst wahrnehme. Ich schaue mein Baby dabei verliebt an und versuche, mir dieses Gefühl der Nähe einzuprägen. Ich atme den Baby-Duft bewusst ein, spüre das Kitzeln seiner Häarchen auf meiner Haut und schaue ihm aufmerksam zu. Aktives Genießen würde ich sagen und die Einsicht, dass ich mich geirrt habe. Stillen ist nicht unbedingt das Wichtigste für mein Kind, sondern für mich. ♥︎