Über den Wolken – Gedanken einer Working Mom

Über den Wolken

Heute ist es soweit. Ich fliege zum ersten Mal ohne meine Familie. Beruflich muss ich an einem Montag nach Stuttgart und abends wieder heim.

Früher hätte ich Luftsprünge gemacht und heute ist mir mulmig. Ich fliege wirklich gern. Ich bin so dankbar über die bequemen Möglichkeiten heutzutage, frei und mobil zu sein.

Außerdem finde ich es eigentlich schick und irgendwie fancy auf Dienstreise zu müssen. Früher dachte ich immer „Wenn ich mal groß bin, habe ich einen tollen Job, bin Managerin von irgendwas und so busy, dass ich ständig unterwegs sein muss.“ Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wie ich feststelle. Das heißt eigentlich bin ich glücklich. Und eigentlich will gerade gar nicht hier sein.

Denn mein Haus zu verlassen, fällt mir selten leicht. Gut, ich denke nicht jeden Tag so ernsthaft darüber nach und doch gibt es Tage, wie diesen, an denen ich kurz zweifle, ob ich nicht lieber hätte zu Hause bleiben sollen?

Der Weg zum Himmel

Auf der Fahrt zum Flughafen geht es los. Wie ein anrauschender Zug denke ich auf einmal an meine Männer, die gerade noch im Bett liegen und unermüdlich kuscheln. Ich fokussiere dieses Bild vor meinem innerlichen Auge und lächle in mich hinein.

Bis die innerliche Sirene ertönt. Das nächste Bild, was ich sehe, ist mein Mann, wie er die Nachricht erhält, dass mein Flieger abgestürzt ist.

Bescheuert, nicht wahr? Einfach bescheuert, diese Gedanken. Und doch denke ich über solche Momente nach. Ich verspüre eine Enge im Hals und Hitze im Nacken. Dabei kann ich dann kaum schlucken und muss mich, wie ein nasser Hund, schütteln, um den Gedanken wieder loszuwerden. Bäh, furchtbar.

Was treibt solche Gedanken?

Ich verbinde diese Gedanken mit Angst. Klar, was soll es sonst sein? Angst, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, die zu solch einem furchtbaren Ereignis führen könnte. Angst, meine geliebte Familie zu verlieren. Und Angst, sie im Stich zu lassen. Angst, sie könnten leiden und ich würde sie nie mehr wieder sehen.

Wenn ich dann so im Auto oder gar im Flieger sitze, aufgebretzelt, im schwarzen Hosenanzug mit mörderischen Pumps, um eigentlich meinen beruflichen, kleinen Traum zu leben, frage ich mich „Wofür das Ganze?“. Wofür riskiere ich solche Tagträume? Wofür stehe ich nachts um 4.00h auf und verlasse meine ruhende Familie?

Was ist die Konsequenz?

Und dann komme ich gedanklich wieder in die Nähe der Realität zurück. Natürlich mache ich all das für uns. Und, mal ehrlich, auch ganz klar für mich. Die Konsequenz dieser Gedanken wird nicht sein, dass ich meinen Beruf aufgebe, um immer zu Hause zu sein. Denn grundsätzlich bin ich ein positiver Mensch und glaube erstmal nicht daran, dass es meine Bestimmung ist, morgens aufzustehen, um abends nicht von einer Dienstreise zurückzukommen. Und ich ziehe meinen Job durch und gebe jeden Tag in Zeit und Leistung mein Bestes, weil es unseren Lebensstandard sichert und weil ich es, verdammt noch mal, liebe! Ich bin gern unterwegs, arbeite mit Menschen zusammen, stelle mich Herausforderungen und unangenehmen Gesprächen oder Aufgaben. Weil ich es KANN. Haha, ja, und weil ich es will.

Denn dadurch komme ich abends zwar meistens platt nach Hause (und von dem Glamour ist dann auch nichts mehr zu sehen) aber ich bin einfach so stolz auf mich, dass ich mit funkelnden Augen durch die Tür spaziere, meinen beiden Männern in die Arme falle und wir erstmal von unserem Tag berichten. An diesen Punkten im Leben weiß ich, dass ich nun wirklich lange weg war, aber energiegeladen und inspiriert zurück komme. Auch dadurch kann ich meine Familie bereichern und etwas zurück geben. Das beruhigt mich sehr und lässt mich hoffen, dass mich diese Tagträume weniger erhaschen.

Andererseits ist so ein Moment vielleicht auch mal ganz gut, damit ich einfach immer weiß, was wirklich wichtig ist: meine Familie.

 

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